Paradisus anime intelligentis (Pr. 30)


Bibliographie:
Textausgabe: Philipp Strauch [Hrsg.],
Deutsche Texte des Mittelalters Bd. XXX
Berlin [Weidmann] 1919.

Prima pars.

30. Hane der Karmelit.

[Paralleltext]


par065_28_     XXX. 'Emitte spiritum tuum et creabuntur etc'. ein meister sprichit: 'ez
par065_29_ ist ein ungeschaffin geist, daz ist Got, und ein geschaffin geist der da fluzit fon
par065_30_ deme ungeschaffinen geiste, daz ist der engil und di sele'. der vadir kerit sin
par065_31_ auge in sin eigin wesin daz sin nature ist, und sihit sich selbin an, und da
par065_32_ he sich selbe ane sihit, da sihit he alle dinc zu male. und da so formet he ein
par065_33_ wort und sprichit sich selbir in daz wort und alle dinc, und daz wort sprichit
par065_34_ sich wider in den vadir. in disir richir anegesichte, da sich der vadir sihit in
par065_35_ sime sone und sich der son so riche sihit in deme vadere, da inne habint si so
par065_36_ groze lust daz alle di wonne di alle geiste ie gewannen und joch Maria selbir,
par065_37_ daz ist ein nicht wider der unmezigir lust di si da fon hant in einir offin-
par066__1_ barunge gotlicher nature. al da fluzit und also fluzit di dritte persone fon in
par066__2_ beidin, daz ist der helige geist. sulle wir nu inphahin den heligen geist, so
par066__3_ sulle wir uns haldin in der wise alse sich heldit Godis geist. wir sullin di
par066__4_ augin unsir fornuft in uns kerin [53v] und sullin anesehin di edilkeit unsis geist-
par066__5_ lichin wesines wi wir gebildit sin noch Gode, und daz wir dazu geschaffin sin
par066__6_ daz wir fon gnadin mugin geeingit werdin Godis geiste. alse wir dan ane sehin
par066__7_ di richheit unsis selbis, daz wir sullin siner richheit mit ume gebruchin, da fon
par066__8_ solde uns so groze freude instein daz wir nicht uze insuchtin. also solde wir
par066__9_ uns haldin glich deme ungischaffinen geiste. daz andir ist ein geschaffin geist,
par066_10_ daz ist der engil. noch deme solde wir uns haldin, sulle wir den heligen geist
par066_11_ inphahin tegiliche. wan der engil starrit an undirlaiz in den spigil der gotheit,
par066_12_ und igilicher inphehit des gotlichin lichtis mer und minner noch sinir wirdi-
par066_13_ keit alse he zu Gode geordinit ist. igelicher inphehit und gibit deme anderin
par066_14_ fort. also solde wir alle zit starrin in den spigil der gotheit, und daz uns ge-
par066_15_ offinbarit worde fon gode, daz solde wir fort gemenin den di ez nicht blozlich
par066_16_ inphahin und di doch der selbin nature sint. daz dritte daz ist der rede-
par066_17_ liche geist. dar noch sulle wir uns haldin, sulle wir den heligen geist inphahin.
par066_18_ wan der redeliche geist heldit sich in daz licht sines selbis bekentnisses und [sic!]
par066_19_ und schauwit ane di worheit in allin dingin alse in eime redelichin lichte, und
par066_20_ da sal he forwerfin alliz daz Got nicht ist. bide wir etc.


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Autor:Niels GÜLBERG
e-mail: g[email protected]
Last updated: 03.11.02