Paradisus anime intelligentis (Pr. 63)


Bibliographie:
Textausgabe: Philipp Strauch [Hrsg.],
Deutsche Texte des Mittelalters Bd. XXX
Berlin [Weidmann] 1919.

Pars secunda.

63. Florentius von Utrecht.

De sanctis.


par133_33_     XXXII. 'Estote misericordes sicut pater vester misericors est'. ez inist
par133_34_ kein tir, ez inhabe eine sundirliche eginlichekeit for allin anderin tirin. der
par133_35_ mensche ist ein redelich tir, des eigin ist daz he lechlich ist. alleine in Gode
par133_36_ alle vollincumenheit sint, doch undir allin den ist sin eginkeit barmherzikeit,
par134__1_ fon [109r] der he alleine for den anderin allin heizit ein vader der barmherzikeit.
par134__2_ und wer ime allir glichis werdin wil, der sal ime dar ane volgin: daz ime allir
par134__3_ eiginlichis ist, daz ist barmherzikeit. der himmillische vader der hatte dri erste
par134__4_ borne sunne. der eine daz was Lucifer. nicht sprech ich daz he ê were, wan
par134__5_ di engle wordin mit einander geschaffin, mer darumme sprech ich der erste,
par134__6_ wan he was der allir hêrste under den englin. der wolde volgin sime vadere
par134__7_ an der gewalt und der wart forstôzin. der ander son daz was Adam, der
par134__8_ wolde volgin sinir wisheit, der wart auch forworfin. aber der dritte son daz was
par134__9_ sin einborn son, daz was Christus, der volgite sime vadere an der barmherzikeit,
par134_10_ und darumme ist he cumen in di ere, und alle di ime alsus volgin, di sullin di
par134_11_ ere mit ime besitzin. fon sinir vedirlichin barmherzikeit hat he uns begabit
par134_12_ manicvaldicliche mit disin uzerin gabin, di maniche groiz achtin da fon daz si
par134_13_ di gesehin und getastin mugin, di doch sin gemeine beide bosin und gudin.
par134_14_ andir gabe der ist vil di uns Got fon sinir barmherzikeit gibit, di geistlich sint.
par134_15_ so gibit he uns sundirlichin dri gabe. di erste ist di gabe der gnade. di andere
par134_16_ der licham unsis herrin. di dritte ist ewige selikeit, di da lit an der aneschau-
par134_17_ wonge Godis unbedacht.
par134_18_     Di erste gabe der gnadin di ist zu male irhabin pobin di nature und ist
par134_19_ gnade und gotlich libe also mit einander. alleine etliche meister sprechin daz
par134_20_ si nicht ein insin, doch so inmac ein nummir on daz ander gesin, wan wa
par134_21_ gnade ist, da ist Godis behagunge mide. di minniste gnade hait macht alle
par134_22_ sunde zu [109v] fortiligine, joch di forgezzin ist, alse man ir flis hait zu
par134_23_ suchine. si ist auch mechtic alle sunde zu bewarne, wi groiz auch di anevech-
par134_24_ tunge sin, wil man ockir der gnade volgin. si hait auch macht di allir groisten
par134_25_ werc zu wirkine. mac man mit der minnistin gnadin di groistin werc gewirkin,
par134_26_ waz darf man dan einer grozerin da zu? hirumme daz ein mensche mit einer
par134_27_ grozerin gnade mit eime minnerin werke me lonis fordinit und merunge der
par134_28_ gnade dan ein andir mit eime vil grozerin werke mit minre gnade. auch hait
par134_29_ gnade di macht daz ein iclich werc daz in gnadin geworcht wirt, fordinit ewic
par134_30_ lebin, und wi cleine ez ist, fordinit merunge der gnadin. ez sprichit ein meistir:
par134_31_ 'alse kein werc inist di gnade zu fordinine, di erstin gnade, also ingeschihit
par134_32_ nummir merunge der gnade one midewirkin und fugin zu der gnade, wan
par134_33_ gnade fordinit gnade und gnade ist ein lon der werke di in der gnade geschehin,
par134_34_ und Got selbir'. wan des minnistin gnadinwerkis inmochte mit anderis nichte
par134_35_ gelonit werdin, und der ockirt mit flize volgite der gnade, wi cleine si auch
par134_36_ were, di wusche da fon zu alzu grozir gnade, wan der gnade inist kein zil ge-
par134_37_ gebin. gnade inlit nicht dar an daz man daz oder daz tu oder daz und daz laze,
par134_38_ wan di gnade mac wol on di werc gestêin, doch flizin di werc uz der gnade.
par134_39_ gnade geit uf, nicht uf Got alleine, und neigit den menschin alleine uf zwei:
par134_40_ daz eine, daz he tu waz Gode behait, daz andere, daz he laze waz Gode
par135__1_ missehait, und volge sinir sanwizikeit alleine noch: he irvolgit alliz daz gnade
par135__2_ gewirkin mac in ime und ime [110r] muglich ist zu inphahine. gnade ist diz
par135__3_ hohiste licht oder bilde Godis und ist daz allir erste daz da gesachit wirt in
par135__4_ der sele. da fon alse sich Got kerit zu der sele und di sele zu Gode, alse daz
par135__5_ antlitze des menschin daz erste ist daz sich irbildit, alse he sich kerit zu deme
par135__6_ spigile, und alse daz bilde forgeit alse sich der mensche kerit fon dem spigile,
par135__7_ also forgeit di gnade alse sich di sele kerit fon Gode. wan Got inkerit sich
par135__8_ nummir fon der sele. daz prufe man dabi alzuhant: alse sich di sele wider zu
par135__9_ Gode kerit, so ist Got geginwertic. Got berurit di sele one mittil in der gnade,
par135_10_ aber di sele inberurit Got nicht wider one mittil. wan mochte si Got be-
par135_11_ rûrin wider one mittil, daz ist gewis, sô were si itzunt selic alse di in deme
par135_12_ himmele sint.
par135_13_     Di andere gabe daz ist der lichame unsis herrin, der da forborgin ist
par135_14_ undir deme glichnisse des brodis und des winis. alle sacramenta sint forborgin
par135_15_ under liplichin zêchinen, aber kein sacrament inist volmachit e man der mate-
par135_16_ rien gebruche. alse di teufe: di inist nicht volmachit dan alse man daz kint
par135_17_ dinne teufit. also inist ez nicht an disime sacramento, wan mit deme alse di
par135_18_ materie geheiligit ist, so ist ez zuhant volmachit in sich selber. alse der
par135_19_ pristir dise wort gesprichit: 'hoc est corpus meum', so ist zuhant daz wesin des
par135_20_ brodis gewandelit in di nature und in daz wesin des lichamen, und der dise
par135_21_ forwandelunge alleine wole konde fornemen, der sehe lichticliche alle di wonder
par135_22_ di da sin in disime sacramento. wan der pristir sprichit dise wort 'hoc est etc.'
par135_23_ fon der craft der worte so inist da nicht me dan der lichame, aber fon einir
par135_24_ naturlichin nôchvolgunge. wan lip und sele und [110v] gotheit mit ein ander
par135_25_ foreinit sin, so ist da diz bluit und di sele und di gotheit. also sal man auch
par135_26_ fornemin fon den wortin di man sprichit uber den wîn: 'hic est calix sanguinis'.
par135_27_ fon craft der worte so inwirdit nicht mê gewandelit dan der win zu Christi
par135_28_ blude; aber fon einir naturlichin nochvolgunge, id est naturalis concomitancia,
par135_29_ so ist da werliche Got und mensche Ihesus Christus. und hette ein apostolus
par135_30_ messe gesprochin an dem carfrîtage du Christus tot was an dem cruce, alse he
par135_31_ di wort gesprochin hette: 'dit ist min lichame', so were da gewest der lichame
par135_32_ one bluit, wan daz zu dem mal uz deme lichamen gegozzin was. he were auch
par135_33_ gewesit one sele, wan si auch du fon deme libe gescheidin was. aber di gotheit
par135_34_ were da gewest, wan di fon libe noch fon sele ni gescheidin inwart. und also
par135_35_ sal man auch fornemin fon dem blude. dirre forwandelunge vindit man glich-
par135_36_ nisse gescribin, und auch in den creaturin. Loth hatte eine frowin, di wart ge-
par135_37_ wandilt in einin stein. Augustinus der scribit fon einem wassere daz was fon
par135_38_ der nature, alse man ein holz dar in stîz, so wart ez ein stein. Aristoteles der
par135_39_ scribit fon einem burnen, alse man ein broit dar in stiz, so wart ez ein stein
par135_40_ und behilt di figurin, di sinewellikeit und di varwe des brodis. dit ist merre
par136__1_ wondir daz diz wesin des brodis gewandilt wirt in di nature des lichamin.
par136__2_ aber daz beiste glichnisse hi zu, daz vinde wir alle tage in uns, daz daz broit
par136__3_ und der wîn daz wir nutzin, daz ez gewandilit wirt in unse fleisch und bluit.
par136__4_ daz auch der lichame unsis herrin an vil stedin [111r] gesîn mac mit ein ander,
par136__5_ daz ist auch fon der forwandelunge, wan di forwandelunge alleine da ist in di
par136__6_ nature und in daz wesin des lichamin, und also inhait der lichame keine
par136__7_ ordenunge zu keinir stat. dar umme mac he gesîn an vil stedin mit ein andir.
par136__8_ man insal nicht wênin daz unsis herren lichame her nider cume fon deme
par136__9_ himmele in des pristirs hende. quême sin lichame her nidir mit sînir grôze
par136_10_ alse he dâ ist, sô inmochte he in deme himmele di wile nicht gesîn, wan kein
par136_11_ lichame mit sînir grôze inmac mit ein andir gesin an zwein stedin. sal ein
par136_12_ dinc in daz andere gewandilt werdin, daz muiz geschehin in disir zweigirleige
par136_13_ wîs: daz ez cume fon einir stat zu der anderen, odir ein muiz gewandelit
par136_14_ werdin in daz andere. alse sal ein fuir werdin in dirre stat, so muiz ez cumen
par136_15_ fon sinir stat here, oder etwaz muiz dar in gewandilt werdin alse di luft in
par136_16_ daz fuir oder daz fuir in di luft.
par136_17_     Ez was ein man, der solde Godis lichamin inphahin und was also cranc
par136_18_ daz he ez nicht formochte. du winkite he dem prîstere daz he ime sezte di
par136_19_ buzin mit Godis lichamen uf sin herze, du wart deme crankin manne Godis
par136_20_ lichame, und invant man sin nicht in der bussin. ein ander wonder ist in
par136_21_ disime sacramento, daz Got ist in eime iclichin teile der ostien. etliche meistere
par136_22_ woldin, alse di oblade ganz were, daz he dan nicht inwere in allin den teilin
par136_23_ der ostien, mer alse di ostie geteilit were, daz he dan were in allin den teilin,
par136_24_ und setzin ein glichnisse bi eime spigile: di wile der spigil ganz ist, so ist ein
par136_25_ bilde dar inne, aber alse he zubrochin ist, so ist da alse manic bilde alse manic
par136_26_ stucke da ist. andere [111v] meistere sprechin daz dit glichnisse nicht recht
par136_27_ insi, wan daz bilde daz sich da irbildit in deme spigile, inist nicht naturlich,
par136_28_ mer ez ist ockirt ein glichnisse des daz bilde ist, und inhait nicht ein stende
par136_29_ wesin in deme spigile, mer ein flizindes wesin, wan mit de daz man den spigil
par136_30_ ummekerit, so ist abir ein andir bilde darinne. ein andir glichnisse ist: alse
par136_31_ daz wort daz ich spreche, ist zumale in mîme herzin und zumale in minem
par136_32_ munde und da mide in allir der orin di ez horint, und inist doch nicht dan ein
par136_33_ wort. abir dit glichnisse inist nicht vollin glîch. aber sente Bernhart setzit
par136_34_ ein ander glichnisse, daz bezzir ist, und sprichit: 'alse diz wort was in deme
par136_35_ vadere und da mide in deme libe Marien und inwas doch nicht dan ein wort,
par136_36_ ez inist nicht so cleine an deme daz da blibin ist ockirt daz man gesehin mac,
par136_37_ Godis lichame insi da alzumale'. daz ist abir fon der forwandelunge, wan daz
par136_38_ wesin untêlich ist. darumme wa icht wesinis ist, da muiz ez zu male sin.
par136_39_ hi fon ist daz Godis lichame ist in allin teilin der ostien.
par137__1_     Ein glichnisse ist an der sele: di ist zumale und ganz in eime iclichin
par137__2_ gelide, in dem allir minnistin also vollincumen alse in deme groistin. dise for-
par137__3_ wandelunge ist also forborgin daz kein fornuft der engle noch der lude daz
par137__4_ begrifin mac fon nature. sehe ein engil zwa ostien, di eine were gewihit, di
par137__5_ andere ungewihit, fon nature inmochte he nicht bekennen eine for der anderin.
par137__6_ ich wene daz kein stucke inist der di zu deme glaubin gehorint, daz der engil
par137__7_ ez muge irkennen fon nature. aber [112r] in deme ewigin worte bekennit ez
par137__8_ beide der engil und di sele; fon deme bekentnisse si selic sin. wenit ir, wan
par137__9_ der prîstir di ostien uf hebit, daz he Got uf hebe? nein he nicht. man inmac
par137_10_ Got noch hebin noch legin. were ein engil in eime steine, dê den stein uf
par137_11_ hube, der inhube den engil nicht uf, und der engil were doch in deme steine.
par137_12_ man inmac den engil nicht uf hebin. he inist wedir lichte noch swere. man
par137_13_ hebit di ostien uf, aber Got inmac man nicht uf hebin, alleine he doch darinne
par137_14_ sî. man inmac nicht hebin noch legin, ez insi licht odir swere. di meistere
par137_15_ vrêgin auch ob der lichame unsis herrin, alse he ist undir deme sacramento, in
par137_16_ einir bussin hette gelegin an deme karfrîtage, du he an deme cruce hinc, ob
par137_17_ he auch icht hette gelidin. he inhette nicht lidunge gehat fon keinin dingin
par137_18_ di man ume uzwendic an gelegin mochte, wan he der zu velle nicht inhatte da
par137_19_ man lidin an gelegin mac, und alse he da were geweist undir deme gesteltnisse
par137_20_ des brodis; abir alse he was ein an der zal mit deme lichamen der an deme
par137_21_ cruce hinc, so hette he gelidin. nu vragin di meistere ob man in des pristiris
par137_22_ handin di kein glichnisse sehe alse einis kindis oder fleischis, wilche wîs daz da
par137_23_ were? etliche sprechin, sehe ez nicht dan ein mensche, so were daz glichnisse
par137_24_ alleine in des augin der ez sehe. abir sehin ez vil lude, so muiste ez in des
par137_25_ pristeris handin sin. abir andere meistere sprechin: sehin ez vil lûde, daz dan
par137_26_ der lichame der in deme himmele ist, dar quême und sich da bewisite, wan he
par137_27_ noch sinir ufirstandunge di macht [112v] hatte di auch ein iclich lichame habin
par137_28_ sal, daz he sich bewisin mac weder he wil, groiz oder cleine, oder wi he wil.
par137_29_ andere meistere sint den dit nicht behait, und di allir beist hi fon sprechin,
par137_30_ di sprechin, ob da kein ander glichnisse gesehin worde, daz daz da si fon Godis
par137_31_ craft, alse di anderin glichnisse da inthaldin werdin, wan di anevelle des brodis
par137_32_ di stêin fon Godis craft. zu deme sacramento sal man sich bereidin mit hitzigir
par137_33_ begerunge und mit einir erwirdigin vorchte und mit einir luterin sanwizikeit.
par137_34_ und daz ist di andere gabe di Got fon sinir barmherzikeit gibit.
par137_35_     Di dritte gabe ist di ewige selikeit, di ligit an gotlichir angesicht und
par137_36_ heizit ewic lebin. ein heilige sprichit: 'dan alse di sele nicht bekennit di keine
par137_37_ creatûre noch sich selbe, so ist Got geginwertic; so kennit si Got ône mittil, so
par137_38_ ist si selic'. di sele ist wol heilic, daz ist alse di one sunde ist, totlich, und
par137_39_ tegelich daz wol gesin mac, aber kurze wîle. si inist abir nicht selic dan alse
par137_40_ si Got ône mittil bekennit. di wîle si gerit daz si nicht inhâit, so ist si in wê
par137_41_ und inist nicht selic. und alse si in vorchtin ist daz zu forlîsine daz si hait,
par137_42_ sô ist si in wê und inist nicht selic. daz daz muze sin, sal di sele Got bekennen,
par138__1_ daz si un one mittil muze irkennen, daz prufe wir mit disir rede. waz daz
par138__2_ auge sal bekennen, des glichnisse muiz foreinit werdin mit deme augin. nu in-
par138__3_ mac di sele kein glichnisse gehabin fon Gode dar inne si un bekenne, wan daz
par138__4_ bilde muiste creature sin da si Got inne bekente; so bekente si Got in deme
par138__5_ nidirstin grade, daz ist in creaturin. das bilde hette [113r] auch eine maze.
par138__6_ unmaze inmac mit maze nicht bekant werdin. sal di sele Got bekennen, sô
par138__7_ muiz gotlich wesin foreinit werdin mit der fornuft. abir ur muiz geholfin
par138__8_ werdin mit deme lichte der ere, sal si Got bekennen. daz licht inist Got nicht,
par138__9_ ez ist geschaffin fon Gode, alse der sonnen schin di sonne nicht ist, da mide
par138_10_ ich die varwe bekennen mûiz. nu vragin di meistere ob di fornuft si ein mittil
par138_11_ in deme di sele Got bekennit, wan di fornuft di sele nicht inist. hizu antwortin
par138_12_ unse nuwin meistere und sprechin: alleine daz wor si daz di fornuft di sele
par138_13_ nicht inist, si ist etwaz der sele daz da gehorit zu irme wesine, ein craft der
par138_14_ sele. neme ich mîne hant ône mînen lîp, sô inist mîn hant mîn lîp nicht. neme
par138_15_ ich si abir alse si gehôrit zu der nature mînis lîbis, sô mac ich sprechin fon
par138_16_ der hant daz si ist mîn lip, wan si zu sinir nature gehorit. sal mîn lip gein,
par138_17_ he muiz gêin mit den fûzin. daz gein ist der fuze, des libis nicht, wan mit
par138_18_ den fuzin geit der lip. also ist ez, sal di sele Got bekennen, daz muiz ge-
par138_19_ schehin mit der fornuft, di ein craft ist di da hôrit zu deme wesine der sele.
par138_20_ diz wesin bekennit Got nicht wan mit der fornuft. nu frêgin si furbaz und
par138_21_ sprechin: wan Got ein spigil ist in deme alliz gut lûchtit, ob di fornuft muge
par138_22_ daz bekenne und daz ez der wille nicht inminne, alse etliche meistere woldin,
par138_23_ di da sprachin daz ein craft selic mochte gesin on di anderin. hizu antwortin
par138_24_ di nuwin meistere, di nu di schrift handeln, und sprechin daz des nicht gesin
par138_25_ inmuge; alleine der wille vri si, also daz un kein creature getwingen muge
par138_26_ noch auch Got [113v] selbir, he inwirdit nicht getwungin, mer he bindit sich da
par138_27_ daz zu minnine, he wolle oder inwolle, daz di fornuft gut bekennit. und daz
par138_28_ ist daz dritte daz uns Got gibit fon sinir barmherzikeit, daz ist ewige selikeit.
par138_29_ di schrift sprichit daz Godis barmherzikeit geit uber alle sine werc. nu ist
par138_30_ ein vrage wi daz sin muge daz sin barmherzikeit sinir gerechtikeit kein un-
par138_31_ recht tu. dazu antwortit man alsus: der propheta sprichit: 'deus iudicii dominus.
par138_32_ Got ist ein herre sines gerichtis.' der babist inist nicht ein herre sines ge-
par138_33_ richtis, he muiz richtin noch deme alse ime geschribin ist, wan abir Got ist
par138_34_ ein herre sines gerichtis, darumme richtit he noch sinem willin, und wan he
par138_35_ daz tuit, so intuit he sinir gerechtikeit kein unrecht, alse he sich irbarmin wil.
par138_36_ bide wir den barmherzigin Got umme sine gnade, umme di gabe sinis herin
par138_37_ lichamin und umme sin ewigis riche. daz wir dirre gotlichin gabe di Got fon
par138_38_ sinir grundelosin barmherzikeit dem menschin gibit, nummir forteilit inwerdin,
par138_39_ des helf uns der vader und der son und der helige geist.


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Autor:Niels GÜLBERG
e-mail: [email protected]
Last updated: 03.12.11